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Ressourcen / Good Practice

Inst. für Nachhaltigkeit in Technik & Wirtschaft

Ostbayrische Technische Hochschule Amberg-Weiden

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Kontext

Mit der Gründung des Instituts für Nachhaltigkeit in Technik und Wirtschaft (INTW) im Herbst 2012 beauftragte die Hochschulleitung das Institut mit der Integration von Themen angewandter Ethik und nachhaltiger Entwicklung in die Felder Lehre, Forschung und Hochschulprojekte.

Die OTH Amberg-Weiden hat seit der Gründung 1994 einen dynamischen Wandel erlebt. Inzwischen sind über 3.600 Studierende in 20 Studiengängen an vier Fakultäten eingeschrieben. Am Standort in Amberg sind die Fakultäten Maschinenbau/Umwelttechnik sowie Elektrotechnik, Medien und Informatik beheimatet. In Weiden befinden sich die Fakultäten Betriebswirtschaft und Wirtschaftsingenieurwesen.

Ziele

Ziel des INTW ist es, die hochschulweite, sukzessive Integration von Nachhaltigkeitskonzepten in die Handlungsfelder Lehre, Forschung und Hochschulprojekte einer genuin wirtschafts- und ingenieurswissenschaftlich orientierten Hochschule voranzutreiben.

Strukturen und Inhalte

Das INTW ist eine zentrale, dauerhafte Einrichtung der Hochschule und unmittelbar der Hochschulleitung unterstellt. In Lehre und Forschung dient es als Ansprechpartner für die Themen angewandter Ethik und nachhaltiger Entwicklung an den vier Fakultäten (Elektrotechnik, Medien und Informatik; Maschinenbau/Umwelttechnik; Betriebswirtschaft; Wirtschaftsingenieurwesen). Im Bereich der Hochschulprojekte setzt es die Strategie für eine nachhaltige Entwicklung der Hochschule um.

Ergebnisse

Preis für Ethik und Nachhaltigkeit

Die Hochschule schreibt einmal jährlich den mit 2.000 Euro dotierten Preis für Ethik und Nachhaltigkeit an der OTH Amberg-Weiden aus. Der Preis dient der Würdigung eines von Studierenden entwickelten und umgesetzten Projekts (Abschlussarbeiten, studentische/ehrenamtliche Projekte, Ideen zu Praktika) zum Thema Ethik und Nachhaltigkeit, wobei interdisziplinäre Projekte bevorzugt werden. Thematisch orientiert sich der Preis unter anderem an folgenden Themenfeldern: nachhaltige Unternehmensführung, gesellschaftliche und ökologische Herausforderungen des Informationszeitalters, ethischer Konsum, ethische Fragen der Medizintechnik.

Lehrveranstaltungen und Zertifikat ETHNA

Die folgende Auswahl an Kursen sowie das Zertifikat „Ethik und Nachhaltigkeitsmanagement“ (ETHNA) wurden vom INTW entwickelt:

Kurse in BA-Studiengängen: Controlling und Nachhaltigkeit, Unternehmensethik, Wertediskussion in Wirtschaft und Gesellschaft (alle im BA Betriebswirtschaftslehre und BA Handels- und Dienstleistungsmanagement), Ethik in der Medientechnik (BA Medientechnik und Medienproduktion), Technikphilosophie/Informationsethik (BA Angewandte Informatik), Unternehmens- und Ingenieursethik (BA Erneuerbare Energien). Die Anzahl der Teilnehmenden bewegt sich je nach Semester und Seminar, zwischen 25
und 45 Studierenden. In Lehrveranstaltungsformen ist das OTH-Konzept der Innovativen LernOrte (ILO) integriert, das Studienerfahrungen außerhalb der Hochschule ermöglicht und begleitet.

Das studienbegleitende Zertifikat ETHNA ermöglicht mit seinem Drei-Säulenmodell den Studierenden der OTH Amberg-Weiden einen interdisziplinär koordinierten, theoretischen wie praktischen Erwerb von Kompetenzen zum Umgang mit aktuellen Fragen angewandter Ethik und nachhaltiger Entwicklung. Die Studierende aller Fachrichtungen haben die Möglichkeit, während des Studiums (in sieben Semestern) sich den Besuch von fachlichen Seminaren, von ausgewählten Veranstaltungen sowie die Mitarbeit in gemeinnützigen Projekten bescheinigen zu lassen, für die sie am Ende das Zertifikat mit zusätzlichen fünf ECTS-Punkten für das Diploma Supplement erhalten. Seit dem Start im Sommersemester 2016 haben sich bereits knapp 20 Studierende angemeldet.

OTH-Forschungscluster „Ethik, Technologiefolgenforschung und Nachhaltige Unternehmensführung“

Im Verbund der Ostbayerischen Technischen Hochschule vereint das Forschungscluster „Ethik, Technologiefolgenforschung und Nachhaltige Unternehmensführung“ die Kompetenzen unterschiedlichster Disziplinen in den Themenfeldern „Untersuchung der Stringenz der Kriterienkataloge in unterschiedlichen Handelssektoren“ und „Konzeption eines Frameworks zur Integration von Nachhaltigkeitsmanagement und Unternehmensethik in die Curricula betriebswirtschaftlicher und ingenieurwissenschaftlicher Studiengänge an Hochschulen für angewandte Wissenschaften“.

Auszeichnung und Berichterstattung

Die Deutsche UNESCO- Kommission zeichnete das „Bündnis für Ethik und Nachhaltigkeit“ der OTH Amberg-Weiden als Projekt der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ aus. Im Mai 2016 wurde der erste „Bericht zur nachhaltigen Entwicklung“ veröffentlicht, der einen ersten Überblick über alle Projekte im Berichtszeitraum gibt [1].

Weitere Hochschulprojekte

Eine Vielzahl weiterer Hochschulprojekte umfasst Kooperationen mit internen oder externen Partnern. Jedes Semester findet beispielsweise an der OTH Amberg-Weiden das EthikForum statt. Dies richtet sich mit aktuellen ökologischen oder gesellschaftlichen Diskussionsthemen an Studierende, Schüler_innen von Oberstufen, an Mitarbeitende und die interessierte Öffentlichkeit. Ein anderes Beispiel ist das Projekt „Flüchtlinge@OTH“, in das sowohl Studierende als auch die Verbände Diakonie und Caritas involviert sind.

Implementierunsstrategie

Folgende Punkte stellen die wichtigsten Meilensteine der
Implementierung des INTW dar:

25. Januar 2010: Das „Bündnis für Ethik und Nachhaltigkeit“ wird zwischen den Leitungen des Klosters Ensdorf mit dem Zentrum für Erneuerbare Energien, des Klosters Plankstetten und der Hochschulleitung der Hochschule Amberg-Weiden geschlossen.

Ab 2013: Als Partner kommen das Kloster Strahlfeld und das Kloster Speinshart hinzu. Alle vier Klöster sind mittlerweile in das Konzept der Innovativen LernOrte (ILO) der OTH Amberg-Weiden eingebunden.

Im Auftrag der Hochschulleitung koordiniert das Institut für Nachhaltigkeit die hochschulweiten Tätigkeiten zu den Prinzipien für eine verantwortungsvolle akademische Ausbildung (Principles for Responsible Management Education, kurz PRME). Die OTH Amberg-Weiden zählt zu den Erstunterzeichner_innen des PRME Chapters für den deutschsprachigen Raum (offiziell: UN PRME Chapter DACH).

März 2014: Die Deutsche UNESCO-Kommission zeichnete das „Bündnis für Ethik und Nachhaltigkeit“ der OTH Amberg- Weiden als Projekt der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ aus.

Mai 2016: Die OTH Amberg-Weiden veröffentlichte ihren ersten „Bericht zur nachhaltigen Entwicklung“.

Begünstigende Faktoren und Möglichkeitsfenster für die erfolgreiche Implementierung waren dabei:

  • Die Initiative der Hochschulleitung zur Gründung und Förderung des Themenbereichs,
  • der Beitritt zu den UNPRME inklusive der Mitarbeit im Chapter DACH und
  • der Beschluss zur Verabschiedung einer hochschulweiten Strategie für nachhaltige Entwicklung.

Folgende Herausforderungen entstanden während der Implementierung:

  • Die Anfangsphase zum Aufbau des Instituts für Nachhaltigkeit in Technik und Wirtschaft, da es keine entsprechenden Vorläufer hierzu gab.
  • Die interne Kommunikation über die Aufgaben und Ziele des Instituts für Nachhaltigkeit.
  • Die hochschulweite Umsetzung der Strategie für nachhaltige Entwicklung in allen drei Bereichen (Lehre, Forschung, Hochschulprojekte).
  • Die größte Herausforderung wird weiterhin darin bestehen, die unterschiedlichen Bereiche einer Hochschule einzubeziehen und auf dem Weg der Umsetzung zu einer nachhaltigen Entwicklung zu integrieren.

Erfahrungsbericht

Durch das Institut für Nachhaltigkeit in Technik und Wirtschaft wird das Thema einer nachhaltigen Entwicklung sowohl intern als auch extern sichtbarer. Es entstand ein Austausch mit regionalen Wirtschaftsverbänden und dadurch ein engerer Kontakt zur regionalen Wirtschaft. Eine entsprechende Veranstaltung wurde von Mitarbeiter_innen und Professor_innen der OTH sowie durch Vertreter_innen der Wirtschaft besucht. Die regionalen Unternehmen begrüßen zum Beispiel das hochschulweite Zertifikat „Ethik und Nachhaltigkeitsmanagement“:

Wenn Engagement und Motivation auf Nachhaltigkeit und Verantwortung treffen, so sind das Eigenschaften, die wir uns von unseren Mitarbeiter_innen immer wünschen. Das Zertifikat bietet die Möglichkeit, genau diese Kompetenzen zu erwerben.

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Wissen um Nachhaltigkeitsmanagement und die Anwendung in der betrieblichen Praxis werden immer wichtiger, auch für mittelständische Unternehmen. Indem der Nachhaltigkeitsgedanke im Kern das Prinzip eines bewahrenden Umgangs mit Mensch und Natur betont und dabei über die Gegenwart hinaus auch zukünftige Generationen in den Blick nimmt, impliziert Nachhaltigkeit immer auch ethische Ansprüche. Eine Verbindung bereits in der Ausbildung zu schaffen ist deshalb sehr sinnvoll.

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Durch die Beteiligung von Mitarbeitenden und Studierenden an der Erstellung des ersten Berichts zur nachhaltigen Entwicklung wurde auch für das Thema an sich sensibilisiert. Dazu führte das Institut Interviews mit diesen Gruppen durch, um über die Wirkung der Hochschulaktivitäten zu forschen. Ergebnis ist ein zum Teil höheres Commitment zur Hochschule sowie eine stärkere Sensibilisierung im Allgemeinen: „Definitiv. Also ich schau im Alltag jetzt auch mehr darauf (…) Ja dann hält man manchmal ein paar Predigten und teilt sein erworbenes Wissen über das Wasser, das man trinkt oder wo das herkommt.“ Ein weiterer Student ergänzt: „Ja, ich bin insgesamt durch das Fach eben auf Nachhaltigkeit mehr aufmerksam geworden und versuch das bestmöglich dann auch umzusetzen.“ (Auszug aus Interviews mit am Projekt beteiligter Studierender).

Das Zertifikat „Ethik und Nachhaltigkeitsmanagement“ ist ein fortlaufendes Projekt. Auch die Beteiligung relevanter Stakeholder in den kommenden Projekten wird aufgrund der positiven Erfahrungen fortgeführt. Aus den Ergebnissen des Berichts zur nachhaltigen Entwicklung werden konkrete Ziele und Projekte definiert.

In einem Werte-Workshop mit Studierenden werden diese mit einer Wertereflektion vertraut. Der Dozent forderte die Studierenden auf, für das Seminar einen entsprechenden Wert festzulegen und den derzeitigen Erfüllungsgrad zu bewerten. Ein Student wählte den Wert „Einzigartigkeit“ und begründet das durch die Methoden, die Inhalte und Diskussionen als bislang einzigartig in seinem Studium.

Kernprinzipien

  • Inhaltlich orientiert sich die Arbeit an den entsprechenden Netzwerken der UN: Principles for Responsible Management Education (UNPRME) und Education for Sustainable Development (UNESCO ESD).
  • Das organisatorische Kernprinzip besteht darin, dass das Institut unmittelbar der Hochschulleitung unterstellt ist und damit hochschulweit tätig werden kann. Es verfügt über ein eigenes Budget, fest zugeteilte sowie projektbezogene Stellen.