CarSharing am Campus Flensburg
Europa-Universität Flensburg, Hochschule Flensburg, Klimapakt Flensburg
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Kontext
Die beiden auf dem grünen Campus in Flensburg angesiedelten Hochschulen (Hochschule Flensburg, Europa-Universität Flensburg) sind Gründungsmitglieder des lokalen Klimaschutz-Vereins Klimapakt Flensburg e.V. und haben sich schon früh dem Ziel der CO2-Neutralität verpflichtet. Im Jahr 2015 etablierten die Klimapakt-Mitglieder ein stadtweites CarSharing-Angebot mit zunächst fünf Stationen. Die CarSharing-Stationen haben wir durch eine Kopplung von dienstlicher und privater Nutzung ermöglicht – so auch an den Hochschulen, die 2016 eine zusätzliche Campus-Station mit zwei Fahrzeugklassen einführten. Dabei garantierten die Hochschulen dem Anbieter (Cambio) für den Beginn einen Mindestumsatz und erhielten im Gegenzug die Möglichkeit, beliebig viele Mitarbeitende für die dienstliche Nutzung zu registrieren. Auch für die ca. 10.000 Studierenden in Flensburg haben wir gesonderte Konditionen ausgehandelt. Die Station liegt an einer Bushaltestelle zentral auf dem Campus direkt vor dem öffentlichen Schwimmbad „Campusbad“. In unmittelbarer Nähe zur Station haben wir zudem einen abschließbaren und überdachten Fahrrad-Stellplatz geschaffen, der sich mit einer Cambio Mitgliedskarte öffnen lässt. Viele Hochschulmitglieder nutzen das CarSharing-Angebot als Ergänzung zur hauptsächlichen Fahrrad- und ÖPNV-Nutzung, um sich keinen privaten Pkw anzuschaffen.
Ziele
- Sensibilisierung für nachhaltigere Mobilität ohne Privat-Pkw
- Nutzung eines gemeinsamen Fuhrparks durch beide Hochschulen
- Vollkosten-Abrechnung der dienstlichen Pkw-Nutzung; dies ist im Mobilitätsvergleich positiv, weil Alternativen zum Pkw attraktiver werden; Kosten lassen sich verursachergerecht den Abteilungen zurechnen
- Regelung organisatorischer und administrativer Aufgaben (Aus- und Rückgabe, Tanken, Fahrzeugpflege, Beschaffung etc.) durch den Anbieter (Cambio)
- Erweiterung des Fuhrparks: 20 CarSharing-Fahrzeuge in Flensburg verfügbar
- Ermöglichung einer bundesweiten CarSharing-Nutzung für Dienstmobilität; dadurch sind längere Zugreisen mit CarSharing vor Ort kombinierbar
Beitrag nachhaltige Mobilität
Für einige Mobilitätsbedürfnisse im ländlichen Raum ist eine gelegentliche Pkw-Nutzung erforderlich. Der durchschnittlich genutzte Pkw steht aber den Großteil der Zeit ungebraucht im öffentlichen Raum. Das motiviert uns, an beiden Hochschulen für unsere Dienstmobilität vermehrt die Fahrzeuge der Campus-CarSharing-Station zu nutzen. Deswegen etablierten wir eine Station, die eine dienstliche Nutzung vorschreibt und den eigenen Fahrzeugpool verringert. Der Prozess der kontinuierlichen Verringerung der eigenen Fahrzeugflotte erfolgt meist, wenn Neuinvestitionen oder größere Ausgaben zur Instandhaltung anstehen. Durch die CarSharing-Option stellen wir stets einen Kostenvergleich an, bei dem CarSharing bei ehrlicher Kalkulation auch meist die günstigere Option darstellt. Neben dem dienstlichen Sondertarif können Mitarbeitende für 5 € pro Monat diese Konditionen auch privat nutzen. Auf diese Weise verfügen beide Hochschulen über einen gemeinsamen Fuhrpark, den Bürger*innen und Hochschulmitglieder auch außerhalb der Dienstzeiten nutzen können. Dies hat den Effekt, dass mehr Personen die CarSharing-Fahrzeuge nutzen und dies vergleichsweise effizienter ist, da wir den Bedarf an Fahrzeugen reduzieren. Durch die nutzungsgenaue Abrechnung der Kosten ist eine solche Alternative im Vergleich zur Pkw-Nutzung wirtschaftlich attraktiver. Denn privat ergibt sich aus dem Pkw-Besitz ein hoher Fixkosten-Anteil (TÜV, Wertverlust, Versicherung).
Aufbau und Inhalt
Die Einführung des CarSharing-Konzepts begleitete der gemeinsame Klimaschutzmanager beider Hochschulen. Auch die Abstimmung mit Cambio bezüglich der strategischen Ausrichtung und Planung zum Ausbau des Angebots ist hier angesiedelt. Für die Registrierung benannte jede Hochschule eine Person der Verwaltung – diese erhielt eine entsprechende Schulung. Diese Personen kontrollieren die Führerscheine, senden die Formulare an Cambio, geben die Karten aus und dokumentieren die Vorgänge. Buchung und Nutzung erfolgen für die Hochschulmitglieder anschließend dezentral per Internet-Browser, App oder Telefon. Die Cambio-Nutzung für Dienstreisen ist gemäß einer Handlungsanweisung dem privaten Pkw vorzuziehen. Nur wenn kein ÖPNV, kein Dienstfahrzeug und kein Cambio-Fahrzeug zur Verfügung stehen, können wir das herausragende dienstliche Interesse der privaten Pkw-Nutzung für Dienstfahrten anerkennen. Die CarSharing-Nutzung ist an den Hochschulen mit Anweisungen zur Registrierung, Buchung, Nutzung, Abrechnung sowie privaten Nutzung geregelt.
Ergebnisse
- Bislang Registrierung von über 100 Mitarbeitenden beider Hochschulen für die dienstliche CarSharing-Nutzung; insgesamt 19 % der Fahrten durch die Hochschule; dies entspricht 42 % der Fahrtkilometer und 31 % der Fahrtumsätze
- Aufgrund des Studierenden-Tarifs (ohne Grundkosten, Erstattung der Anmeldegebühr) machen Studierende 10 % der gesamten CarSharing-Nutzer*innen aus
- Abschaffung eines Dienstwagens reduzierte den Fahrzeugpool der Europa-Universität Flensburg auf ein Minimum; vorab Diskussion und Kalkulation von Ersatzbeschaffungen im Vergleich zur Cambio-Nutzung
- Ideale Ergänzung für einige Mobilitätsbedürfnisse durch CarSharing: z.B. nutzt die Kanzlerin der Universität hauptsächlich das örtliche Busangebot und ergänzt es durch CarSharing
- Durch Anbieten und Aufzeigen alternativer Mobilitätslösungen, z.B. vergünstigte Tarife, Sensibilisierung für nachhaltigere Mobilitätsoptionen für Studierende gegenüber einem privaten Pkw
- Langfristige Prägung der Studierenden: nachhaltige Mobilitätserfahrungen lassen Studierende im späteren Berufsleben auch vom eigenen Auto absehen und vorhandene Mobilitätsangebote bevorzugen (ÖPNV, Fahrrad, CarSharing)
Verstetigung
Die Nutzung von CarSharing ist dem Gebrauch des privaten Pkw vorzuziehen. Dies haben wir in den Dienstreiseanträgen geregelt. Zudem legten wir eine Reihenfolge (Priorisierung) fest, da öffentliche Verkehrsmittel wiederum bevorzugt zu nutzen sind. Anfallende Kosten rechnen wir mit den jeweiligen Professuren bzw. Einrichtungen ab. Mitarbeitende erhalten die notwendigen Informationen in entsprechenden Dokumenten im Intranet. Außerdem gibt es Ansprechpartner*innen für die erstmalige Registrierung. Im Rahmen eines Vortrages während der Einführungsveranstaltung erklären wir den neuen Studierenden ebenso das Angebot.
Studentische Partizipation
Die studentische Nutzung des CarSharing-Angebots macht in Flensburg einen bedeutenden Anteil aus. Das besondere preisliche Angebot unterstützt die Nutzung. Zusätzlich gibt es ein sicheres und überdachtes Fahrradparken auf dem Campus-Gelände für Inhaber*innen einer Cambio-Card (Zugangsberechtigung). Im Arbeitskreis Masterplan Mobilität der Stadt setzte jede Hochschule eine*n Vertreter*in des AStA ein, um die studentischen Belange in der weiteren regionalen Mobilitätsplanung stärker zu berücksichtigen.
Umsetzung
Viele der folgenden Arbeitsschritte können parallel gestartet werden. Der Zeitbedarf von Abstimmungsschleifen hängt auch von den personellen Kapazitäten der Hochschule, der bestehenden Arbeitsbelastung der handelnden Personen und der Bereitschaft ggü. Änderungen von Routinen ab. Gegebenenfalls lässt sich durch Austausch und Teilen der Dokumente unter den Hochschulen der Zeitbedarf verkürzen. Die angegebenen Zeiträume sind demnach als grobe Richtschnur zu verstehen.
- 1 Monat: juristische Prüfung des Vertrags mit Cambio
- 1 Woche: Kooperationsvereinbarung zwischen den Hochschulen für die Kostenübernahme der Umsatzgarantie
- 1 Woche: vertragliche Regelung zum Standort
- 6 Wochen: Verfassen der Dokumente zum Ablauf und Darstellung im Intranet
- 1 Woche: Anpassung der Richtlinien für Dienstreisen und Dienstwege
- Fortlaufend: regelmäßige Kommunikation ggü. Mitarbeitenden und Studierenden
- Fortlaufend: Prüfung einer Ausweitung des Angebots und vergleichende Kalkulationen bei anstehenden Ersatzbeschaffungen
- 3 Monate: Identifikation von Ansprechpersonen in der Verwaltung zur Registrierung, zur Dokumentation der Vorgänge und zur Abrechnung
- 1 Woche: Etablierung eines datenschutzkonformen Übermittlungsweges zur Zusendung der Dokumente an Cambio
Einblicke
Es ist unser gemeinsames Ziel, Klimaschutz praktisch umzusetzen. Deshalb freuen wir uns, neben den Dienstfahrten auch unseren Studierenden eine Alternative zum eigenen Auto direkt auf dem Campus-Gelände bieten zu können.
Sabine Christiansen, Kanzlerin HS Flensburg
Der Klimaschutz-Campus Flensburg ist ein Real-Labor für den notwendigen Transformationsprozess der urbanen Mobilität. Mit einem Angebotsmix aus Radverkehrsinfrastruktur, CarSharing, Dienstpedelecs und öffentlichem Verkehr können Hochschulmitglieder Alternativen zum Pkw erproben.
Simon Laros, Klimaschutzmanager für den Campus Flensburg
Zukunftsideen
Perspektivisch wünschen wir uns (seitens der Universität) eine E-CarSharing-Station direkt vor dem Hauptgebäude. Zudem planen wir die Abrechnung der Fahrten mit den übrigen Dienstfahrzeugen gemäß Cambio-Kosten. Damit wir Bereiche mit erhöhtem Reisebedarf durch diese Änderung nicht finanziell schlechter stellen, ist eine gleichzeitige Aufstockung der indikatorgesteuerten Mittelzuweisung geplant. Weiter gilt es, das Konzept als Alternative zum privaten Pkw ggü. der Studierendenschaft fortlaufend zu erklären und den Ausbau in Flensburg mit neuen Autos und neuen Stationen voranzutreiben. Es gibt auch Überlegungen, den noch vorhandenen 8-Sitzer durch eine Kombination von Mietwagen-Buchungen (bei 8-Sitzer-Bedarf) und Cambio zu ersetzen. So wären gemäß Kalkulation in Summe Kosteneinsparungen möglich.
Bisherige Erfolge
- über 100 registrierte Mitarbeitende beider Hochschulen, 19 % der Fahrten durch die Hochschule, Nutzung des CarSharing-Angebots zu 10 % von Studierenden
- Einführung einer Dienstreiserichtlinie
- Verkleinerung des universitären Fuhrparks