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Kontext
In dem Projekt Baukastensystem Nachhaltiger Campus – BNC (Oktober 2014 bis Dezember 2016, gefördert durch das Sächsische Ministerium für Wissenschaft und Kunst) entwickelte die Hochschule Zittau/Görlitz in Zusammenarbeit mit der TU Dresden ein hochschulspezifisches, operatives, modulares und partizipatives Anwendungskonzept zur Umsetzung des Nachhaltigkeitsmanagements an Einrichtungen Höherer Bildung (EHB). Die Initiative dazu kam von der Arbeitsgruppe (AG) Umweltmanagement, mit dem Ziel, das von 1999 bis 2014 validierte EMAS (Eco-Management and Audit Scheme) hochschulspezifisch neu auszurichten und inhaltlich weiterzuentwickeln. Das bisherige Umweltmanagementsystem sollte zu einem Nachhaltigkeitsmanagementsystem erweitert werden. Zu den direkten durch den Betrieb verursachten Umweltaspekten werden damit fortan indirekte (beeinflussbare, aber nicht steuerbare) Umweltaspekte stärker fokussiert. Beispiele dafür sind insbesondere die Sensibilisierung, Partizipation und Motivation von Studierenden und Personal für nachhaltiges Denken und Handeln innerhalb und außerhalb der EHB, im studentischen, beruflichen und privaten Leben (Vorbild- und Multiplikatorenwirkung).
Von großer Bedeutung ist dabei auch der Nachhaltigkeitsfokus, unter gleichrangiger Berücksichtigung von Aspekten der ökologischen, ökonomischen und sozialen nachhaltigen Hochschulentwicklung. Die Umsetzung des BNCs in Zittau/ Görlitz erfolgt in einer eng verzahnten strukturellen Zusammenarbeit zwischen der AG Umweltmanagement, dem Beauftragten für Umweltmanagement, dem Umweltkoordinator, den Ansprechpartnern Umweltschutz der Fakultäten, der Verwaltung, den Studierenden und den Bereichen Qualitäts-, Arbeitsschutz, Gebäudemanagement, Technik, Beschaffung und Öffentlichkeitsarbeit. Das BNC ist nicht nur an der Hochschule Zittau/Görlitz einsetzbar, sondern ebenso auf andere EHB übertragbar. Aktuell wird es an der TU Dresden und der Universität Leipzig erprobt. Die Hochschule Mittweida und die Berufsakademien Sachsen sind am BNC sehr interessiert und befinden sich vor der Einführung derzeitig noch in einem Beobachterstatus
Ziele
Neben den klassischen Aspekten eines Nachhaltigkeitsmanagements (ökonomisch, sozial, ökologisch) setzt das BNC vor allem auf die Vorbild-, Multiplikatoren- und Transferfunktion von EHB. Diese nehmen gerade bei der Bewältigung der Herausforderungen des 21. Jahrhunderts, wie dem demografischen Wandel, dem Klimaschutz, der Energiewende, dem Erhalt der Biodiversität, der Inklusion, der Chancengerechtigkeit, der Migration sowie der Bildung für nachhaltige Entwicklung, eine Schlüsselrolle ein. EHB sollen somit über das BNC zum „Change Agent“ der Gesellschaft werden. Die Umsetzung und strukturelle Verankerung des BNCs, insbesondere durch die Formulierung einer Nachhaltigkeitspolitik (Leitbild, Strategien, Programme untersetzt mit Zielen und Maßnahmen), durch klare personelle Verantwortlichkeiten für Nachhaltigkeit, durch die Erfassung, Messung und Lenkung von Nachhaltigkeitsaspekten und durch eine Nachhaltigkeitsberichterstattung soll eine Institutionalisierung der Nachhaltigkeit einer EHB in hohem Maße unterstützen und stärken sowie den hochschuleigenen Nachhaltigkeitsprozess kontinuierlich vorantreiben. Orientieren soll sich das BNC sehr stark am Nachhaltigkeitsverständnis einer in Wechselwirkung stehenden ökologischen, ökonomischen und sozialen Ausgeglichenheit an Hochschulen und damit am Leitbild der nachhaltigen Entwicklung und an den Sustainable Development Goals (SDGs). Im Bereich Bildung & Transfer soll zudem die von der UNESCO ausgerufene Bildung für eine nachhaltige Entwicklung in die disziplinäre, inter- und transdisziplinäre Hochschulbildung und ins lebenslange Lernen integriert werden. Das BNC unterstützt damit die Implementierung, die Partizipation und die Institutionalisierung der Nachhaltigkeit sehr stark und trägt im Wesentlichen dazu bei, Ziele einer nachhaltigen Hochschulentwicklung zu erreichen.
Strukturen und Inhalte
Das BNC verfolgt eine modulare Einführung und Umsetzung nach Bausteinen. Es nutzt ein Kennzahlensystem zur Leistungsmessung und Berichterstattung sowie ein Excel-Tool zur Umsetzung. Die Bausteine sind den vier Handlungsfeldern Hochschulmanagement, Bildung & Transfer, Liegenschaften & Betrieb sowie Externe Kooperationen & Partnerschaften zugeordnet. Das zentrale, verbindende, fünfte Handlungsfeld bildet die Partizipation zur Zielgruppenaktivierung von Studierenden, Beschäftigten und externen Partnern. Je nach den individuellen Voraussetzungen einer EHB kann eine Einführung und Anwendung Baustein für Baustein oder für mehrere Bausteine zugleich erfolgen. Welche Bausteine für eine EHB relevant, einzuführen und anzuwenden sind, entscheidet eine Eingangsprüfung (Selbstevaluation) zur Bestimmung der für die EHB wesentlichen Nachhaltigkeitsthemen. Themen, die bereits an anderen Stellen in der EHB in der Bearbeitung sind, bspw. Qualitäts- und Gesundheitsmanagement, werden in Schnittstellenbausteinen abgebildet und in das BNC integriert. Somit werden bestehende Systeme und Strukturen nach dem Prinzip integrierter Managementsysteme synergetisch und in enger Zusammenarbeit genutzt. Eine regelmäßig durchzuführende schriftliche Befragung bietet zudem den Studierenden die Möglichkeit, für sie interessante und relevante Bausteine und Themen des BNCs zu benennen, und motiviert gleichzeitig, an der Umsetzung des BNCs mitzuwirken. Studierende geben zudem wichtige Impulse für Aktionen und Veranstaltungen für einen nachhaltigen Campus und unterstützen diese in der Realisierung.
Ergebnisse
- Messung/Erfassung, Dokumentation und Berichterstattung über direkte betriebliche Umweltaspekte
(z.B. Energie, Abwasser, Beschaffung) und indirekte Umweltaspekte (Maßnahmen zur Sensibilisierung und Partizipation für eine nachhaltige Hochschulentwicklung) - Sensibilisierung und Gewinnung der Hochschulleitung zur nachhaltigen Ausrichtung der Hochschule Zittau/ Görlitz
- Erfolgreiche Realisierung von Aktionen und Maßnahmen für einen nachhaltigen Campus (z.B. Tag der Umwelt, Gesundheits- und Umwelttage, Nachhaltigkeitsquiz mit Coffee-to-go-Thermobecher-Verlosung, Kinosalon – Nachhaltigkeitskino mit Diskussion)
- Initiierung und Realisierung des Hochschul-Urban-Gardening-Projekts Amaliengarten
- Vernetzung von bzw. Netzwerkbildung mit hochschulinternen Akteuren (Bereiche: Umwelt-, Qualitäts, Arbeitsschutz-, Gebäudemanagement, Technik, Beschaffung und Öffentlichkeitsarbeit) und externen Partnern (Stadt Zittau, Studentenwerk (Mensa, Wohnheime), Zittauer Gymnasium)
- Stärkung des Nachhaltigkeitsbezugs in der disziplinären Lehre und der Zusammenarbeit in der interdisziplinären, fakultätsübergreifenden Lehre
Implementierungsstrategie
Meilensteine
2015/2016
- Einbindung/Gewinnung der Hochschulleitung
- Absichtserklärung/Selbstverpflichtung der Hochschulleitung zum BNC
- Stakeholder-Analyse
- Einbeziehung der Struktureinheiten (Fakultäten,Verwaltung etc.)
2017
- Kick-Off-Meeting mit Personal aus Verwaltung und Fakultäten
- Beitrag für Studierende in der Ringvorlesung Allgemeinwissenschaftliche Grundlagen Ökologie und Umweltschutz
- Beginn der Einführung und Anwendung
- Einführung des zuständigen Personals in die Datenerfassung mit Excel-Tool
- Datenbeschaffung, -erhebung und -auswertung
2018
- Nachhaltigkeitsberichterstattung nach Deutschem Nachhaltigkeitskodex (DNK)
Begünstigende Faktoren
- Aufgeschlossenheit und Unterstützung durch die Hochschulleitung
- Bereitstellung von Ressourcen über Projektförderung
- Gut aufgestellter Umweltmanagementbereich als Ausgangspunkt
- Vorhandensein von etablierten Managementsystemen in den Bereichen Arbeitsschutz-, Qualitäts-, Risikoma- nagement und Umwelt sowie Akzeptanz dieser Systeme
Herausforderungen
- Sicherung finanzieller und personeller Ressourcen für eine langfristige Umsetzung
- Übertragung neuer Aufgaben auf vorhandene Personen, d.h. Einbindung von Partnern aus den verschiedenen Bereichen
- Hochschulweite allgemeine Information und Kommunikation über das neue BNC auf allen Ebenen
- Umstellung und Anpassung der bestehenden Managementsystemstruktur(en) auf die BNC- Struktur verlängern den Implementierungsprozess mehr als angenommen
Erfahrungsbericht
Nachhaltigkeitsmanagement ist mittlerweile ein globales Thema und hat an der Hochschule Zittau/Görlitz (HSZG) über das Umweltmanagement bereits seit 17 Jahren eine Tradition. Wir freuen uns, dass die BNC-Aktionen schon jetzt auf großen Zuspruch treffen und laden alle Interessierten ein, sich bei der Gestaltung eines nachhaltigen Campus einzubringen.
Das Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagementsystem ist ein Markenzeichen, das insbesondere durch die AG Umweltmanagement getragen wird und die Studierenden und Mitarbeitenden zum bewussten Umgang mit Ressourcen sensibilisiert.
Da wir künftige Fach- und Führungskräfte heranbilden, ist es besonders naheliegend, Nachhaltigkeitsthemen strukturiert anzugehen.
Kernprinzipien
- Modulare, stufenweise Einführung und Umsetzung nach Bausteinen (Nachhaltigkeitsthemen)
- Voraussetzungen der Hochschule Zittau/ Görlitz finden Berücksichtigung
- Kennzahlensystem zur Leistungsmessung und Berichterstattung
- Bereitstellung und Nutzung eines umfassenden Erfassungssystems (Excel-Tool) zur Umsetzung
- Partizipation von Beschäftigten, Studierenden und externen Partnern am Prozess der nachhaltigen Hochschulentwicklung
- Vorbild-, Multiplikatoren- und Transferwirkung inner- und außerhalb der Hochschule Zittau/Görlitz
- Netzwerk- und Synergiebildung inner- und außerhalb der Hochschule Zittau/Görlitz
- Nachhaltigkeitsberichterstattung