perspektive n am 30. Mai an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Am 30. Mai stand die perspektive n an der Universität Magdeburg ganz im Zeichen der Lehre. Unter dem Titel “Bildet Zukunft! Nachhaltigkeit Lehren & Lehren” war die Veranstaltung in gleich drei Rahmungen eingebettet: den Tag der Lehre, die Ökosozialen Hochschultage und die Lange Woche der Nachhaltigkeit. Das hochsommerliche Wetter und das breite und dichte Angebot an Veranstaltungen in diesem Zeitraum ließ eine eher kleine Gruppe von ungefähr 20 Interessierten verschiedener Statusgruppen in den Senatssaal strömen. Sicherlich wäre eine größere Beteiligung ein klareres Statement für eine stärkere Verankerung von Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in den Lehrbetrieb der Uni gewesen, aber der Austausch und die Begegnungen im kleinen Rahmen waren ebenso bereichernd und der erste Schritt für spürbare Veränderungen in der mittleren Frist.
Eingangs widmeten wir uns dem Konzept von BNE – ein Konzept, das herausfordernd zu kommunizieren ist, gerade da auf den ersten Blick abstrakt scheinende Begriffe wie Perspektivenvielfalt, Suchprozesse, gesellschaftliche Verantwortung, Wertvorstellungen, Komplexität, partizipative Methoden, Kollaboration, selbstgesteuerte Lernprozesse, Gestaltungskompetenz, Befähigung o.Ä. damit verknüpft sind. Es zeigte sich aber, dass ein großer Konsens im Saal bestand, sodenn Inhalte und Didaktik der BNE konkret auf die Praxis der Lehre und des Lernens bezogen werden. Anschließend widmeten wir uns der Richtung, in die sich nach Meinung der Anwesenden BNE an der Uni Magdeburg entwickeln sollte. Positive Ansätze sind vorhanden: so z.B. die Ringvorlesung Umweltpsychologie, das interdisziplinäre Projekt der Hochschultage, Seminare in Kooperation mit außeruniversitären Akteuren, fachübergreifende Kooperationsveranstaltungen zu Nachhaltigkeit und Mobilität – mit dem Lehrpreis 2017 der Uni geehrt – und Projekt-Praxis-Seminare. In der Zusammenarbeit mit der Politik in Sachsen-Anhalt besteht noch Bedarf, Hürden der stärkeren Verankerung von BNE im Lehr- und Lernbetrieb abzubauen. Beispielsweise stehe der Nationale Aktionsplan des Weltaktionsprogramms BNE zwar auf der Agenda in den verantwortlichen Ministerien, doch so richtig wisse die Politik mit den Inhalten und Handlungsaufforderungen noch nichts anzufangen, so Franziska Scheffler. Überdies ist der Abstraktionsgrad und die Komplexität des Konzepts der BNE herausfordernd für die ministerielle Arbeit, da eine einfache politische Maßnahme nicht ausreicht, um BNE gewissermaßen als erfolgreich umgesetztes Ziel abzuhaken. Ebenso spielen Zielkonflikte immer wieder in die Diskussion hinein: Während politische Vertreter_innen kurzfristige und schnell sichtbare Ziele verfolgen, sind Bildungsprozesse auf die lange Frist ausgerichtet. In der Diskussion war allerdings auch aus der studentischen Perspektive Kritik an der Hochschulleitung zu vernehmen: Demnach seien die gesetzlichen Grundlagen vorhanden, aber die Hochschule tue sich schwer mit einer stärkeren Integration von BNE in den Lehr- und Lernbetrieb bzw. behandele BNE nicht prioritär.
Im abschließenden Teil, in dem wir konkrete Verändungsmöglichkeiten diskutierten, ploppten folgende Schwerpunkte auf:
- Prorektorin Scheffler ist überaus offen für Veränderungen, wünscht sich aber ein stärkeres Engagement der Studierenden, die mit Vorschlägen jederzeit an sie herantreten könnten. Josef Kaiser betonte daran anknüpfend, dass diese Offenheit sehr zu begrüßen ist, aber diese Offenheit auch in konkrete Veranstaltungsformate oder einen festen Rahmen gegossen sowie darüber hinaus kommuniziert werden sollte, damit Studierende auch dieses Angebot wahrnehmen.
- Ein überfachlicher Wahlpflicht-Bereich besteht bereits in fast allen Studiengängen. Ellen Matthies, Professorin für Umweltpsychologie, und Lars Berkner vom Lehrstuhl Nachhaltige Entwicklung zeigten sich optimistisch, dass eine Strukturierung von Slots, die nachhaltige Entwicklung behandeln, zu erreichen ist, um ein freiwilliges, interdisziplinäres Nachhaltigkeits-Zertifikat anbieten zu können
- Franziska Scheffler kann sich sehr gut vorstellen, das bestehende Uni-Format “Call for Concepts”, das sich bisher ausschließlich an Lehrende richtet, auf die studentische Gruppe auszuweiten, damit Studierende ihre Konzepte für eine BNE-basierende Lehre einreichen können.
Einige Impulse konnten durch die perspektive n also gesetzt werden. Nun geht es an die Umsetzung. Wir wünschen viel Erfolg und gutes Gelingen auf dem Weg zu einer Lehre, bei der BNE als inhaltliches und didaktisches Konzept als wesentlicher Bestandteil in die Curricula integriert ist. Einen herzlichen Dank für die hervorragende Organisation der Veranstaltung durch das Nachhaltigkeitsbüro der Uni Magdeburg.
Diskutanten und Diskutantinnen:
- Prof. Dr. Franziska Scheffler, Prorektorin für Studium und Lehre
- Prof. Dr. Ellen Matthies, Lehrstuhl Umweltpsychologie, Mitglied WBGU
- Bettina Heyder, Studierendenrat, Grüne Hochschulgruppe
- Josef Kaiser, Vorstand netzwerk n, Mitgründer studentische Initiative Nachhaltigkeitsbüro an der HU Berlin
- … und alle Anwesenden
Moderation: Dr. Michael Flohr , netzwerk n e.V.