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Ressourcen / Good Practice

Stuttgarter Change Labs

Universität Stuttgart

Inhalt

Die Stuttgarter Change Labs sind ein interdisziplinäres und fakultätsübergreifendes Projektteam, das an den jeweiligen Fakultäten der Universität Stuttgart mit Koordinator_innen vertreten ist. Sie haben neben der gezielten Förderung studentischer Nachhaltigkeitsprojekte durch ihre Ausschreibung auch das Ziel, das bereits bestehende studentische Engagement an der Universität Stuttgart sichtbarer zu machen und nachhaltiger zu gestalten. Hierfür wurde ein Netzwerk an universitätsinternen und -externen Kooperationspartner_innen aufgebaut.

Kontext

Die Stuttgarter Change Labs sind ein interdisziplinäres und fakultätsübergreifendes Projektteam, das an den jeweiligen Fakultäten der Universität Stuttgart mit Koordinator_innen vertreten ist. Die Stuttgarter Change Labs organisieren seit dem Sommersemester 2017 eine fakultätsübergreifende Ausschreibung. Studierende der Universität Stuttgart können sich jedes Semester mit nachhaltigen und sozial verantwortlichen Projektideen bewerben und eine finanzielle Startförderung von bis zu 5.000 € erhalten. Über die Vergabe der Förderung entscheidet eine Fachjury bestehend aus Vertreter_innen der Studierendenschaft, des Mittelbaus und des Rektorats der Universität Stuttgart sowie der Stadtverwaltung und der Zivilgesellschaft der Stadt Stuttgart. Die ausgewählten Nachhaltigkeitsprojekte werden von den Stuttgarter Change Labs sowohl finanziell als auch von den zuständigen Koordinator_innen organisatorisch und inhaltlich bei ihrer sechsmonatigen Projektplanung und -umsetzung beraten und unterstützt.

Ziele

Die Studierenden der von den Stuttgarter Change Labs geförderten Projekte erhalten die Möglichkeit, sich mit ihrem im Rahmen des Studiums erworbenen Fachwissen in und für die nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft zu enga- gieren und Gestaltungskompetenzen zu entwickeln. Durch die Zusammenarbeit in interdisziplinären und interkultu- rellen Projektteams erwerben die Studierenden wichtige Soft-Skills für ihr späteres Berufsleben und erfahren, was es heißt, sich eigen- und sozialverantwortlich in gesellschaftlichen Kontexten und in Kooperation mit (zivil-) gesellschaftlichen Partner_innen zu engagieren und inter- und transdisziplinär zu arbeiten. In Form einer schriftlichen (Selbst-) Reflexion setzen sich die Studierenden kritisch mit der eigenen Arbeit auseinandersetzen und formulieren Handlungsempfehlungen für zukünftige Projekte.

Strukturen und Inhalte

Die Stuttgarter Change Labs haben neben der gezielten Förderung studentischer Nachhaltigkeitsprojekte durch ihre Ausschreibung auch das Ziel, das bereits bestehende studentische Engagement an der Universität Stuttgart sichtbarer
zu machen und nachhaltiger zu gestalten.

Hierfür wurde ein Netzwerk an universitätsinternen und -externen Kooperationspartner_innen aufgebaut, mit welchen die Stuttgarter Change Labs regelmäßig Vernetzungstreffen für Studierende und Interessierte organisieren.

So gibt es beispielsweise seit dem Sommersemester 2017 einen in Kooperation mit dem Internationalen Zentrum der Universität Stuttgart organisierten „Markt der Möglichkeiten“, auf welchem studentische Projekte und Initiativen sich und ihre Arbeit zu Beginn eines jeden Semesters präsentieren können.

Seit dem Wintersemester 2017/2018 wird ein in Kooperation mit dem Social Impact Lab Stuttgart und der World Citizen School Tübingen initiierter Tauschmarkt veranstaltet, auf welchem Studierende und Social Startups ihr Wissen und ihre Kompetenzen (aus-)tauschen können.

Zudem werden die geförderten Projekte zu Beginn der Förderphase in einer öffentlichen Abendveranstaltung be- kanntgegeben. Diese wird stets in Kooperation mit einer Hochschulgruppe oder studentischen Initiative geplant und gestaltet.

Um den Erfahrungsaustausch auch zwischen den Studierenden zu fördern, treffen sich die ehemaligen und zukünftigen Projektteams zu Beginn jeder Förderphase in einem Auftaktworkshop.

Neben der finanziellen Projektförderung, der Organisation von Vernetzungstreffen und der Förderung und Sichtbarmachung studentischen Engagements, bieten die Stuttgarter Change Labs auch jedes Semester mehrere Lehrformate und -veranstaltungen an.

Im „Ideenlabor“ können engagierte Studierende mit der Design Thinking-Methode neue Projektideen entwickeln und diese durch Coachings konkretisieren und umsetzbar machen.

Das von den Fachübergreifenden Schlüsselqualifikationen der Universität Stuttgart initiierte Format „Von Studierenden für Studierende“ ermöglicht es Studierenden, selbst die Rolle der Lehrperson anzunehmen und zu erlernen, wie eine Lehrveranstaltung konzipiert, geplant, organisiert und gestaltet wird. So hat zum Beispiel die neu und im Rahmen der Förderung durch die Stuttgarter Change Labs gegründete Hochschulgruppe „reason[Ing.]- Ethik trifft Ingenieurwissenschaften“ im Wintersemester 2017/2018 ein Seminar zu den ethischen Problemstellungen innerhalb der Ingenieurwissenschaften gestaltet.

Ergebnisse

Seit dem Sommersemester 2017 haben Studierende der Universität Stuttgart 44 sozial- und ökologisch-nachhaltige Projektideen eingereicht, von welchen 20 von den Stuttgarter Change Labs finanziell gefördert und beratend und begleitend unterstützt wurden [1].

Die Anzahl der sich auf dem „Markt der Möglichkeiten“ mit einem Stand präsentierenden studentischen Projekte, Initiativen und Hochschulgruppen steigt von Semester zu Semester. Aus vielen der geförderten Nachhaltigkeitsprojekte haben sich Folgeprojekte ergeben.

Das Projekt „public.space.making – Schützenplatz“ lenkte die Aufmerksamkeit auf den nachhaltigen Umgang mit städtischen Räumen und motivierte dazu, verstärkt auf die Autonutzung zu verzichten. Hierfür organisierte und organisiert das Projekt Veranstaltungen und Interventionen zur Um- und Neu-Nutzung von öffentlichen Parkplätzen.

Im Fokus des Projekts „Integrated Urbanism: Neckar ReLoaded!“ stand die Aktivierung und Um-Nutzung freiwerdender Flächen entlang des Neckars im Sinne einer zukunftsorientierten Stadtentwicklung im Kontext der Energiewende. „Stuttgart am Neckar“ möchte nun aus Stuttgart wieder eine „Stadt am Fluss“ machen.

Aus einem Projekt heraus wurde eine neue Hochschulgruppe „reason[Ing.] – Ethik trifft Ingenieurwissenschaften“ gegründet, die eine wöchentlich stattfindende Diskursrunde organisiert.

Aus dem Projekt „FoodOracle“ wurde ein Startup gegründet, welches mit seiner innovativen Software dazu beitragen möchte, die Menge an vermeidbaren Abfällen in der Gastronomie nachhaltig zu reduzieren.

Das Projekt „Raupe Immersatt – das Foodsharing Café“ hat einen Verein gegründet und möchte das erste Foodsharing-Café in Stuttgart eröffnen.

Implementierungsstrategie

Meilensteine

Begünstigende Faktoren

  • Da das Projekt im Rahmen der MWK-Förderlinie „Wissenschaft lehren und lernen – WILLE“ finanziert wird, standen Mittel für die Ausgestaltung des Projekts von Beginn an zur Verfügung
  • Bezüglich der strukturellen und inhaltlichen Ausgestaltung des Projektantrags hatten die Koordinator_innen ein hohes Maß an Gestaltungsfreiraum
  • Mit den fachübergreifenden Schlüsselqualifikationen war bereits eine Struktur für die Gestaltung von interdisziplinär zugänglichen und anrechenbaren Veranstaltungen vorhanden
  • Durch die Verteilung der Koordinator_innen auf die verschiedenen Fakultäten und Zentralen Einrichtungen sowie auf die zwei Campus der Universität Stuttgart, konnten diese „vor Ort“ Kontakt mit den Studierenden und Lehrenden aufnehmen

Herausforderungen

Aufgrund der räumlichen Trennung der Koordinator_innen, die in unterschiedlichen Fakultäten und Zentralen Einrichtungen sowie auf die zwei Campus der Universität Stuttgart verteilt sitzen, war und ist der Kommunikations- und Koordinationsaufwand groß. Zukünftig wünschenswert und notwendig wäre eine räumlich zentrale Anlaufstelle (mit auf dem Campus gut sichtbarem Büro) für die Fragen der Studierenden und den Austausch zwischen den studentischen Gruppen.

Da das Projekt auf eine Förderlaufzeit von 3 Jahren begrenzt ist, stellte sich von Anfang an die Frage nach den Möglichkeiten der Verstetigung des Projekts, dessen Angeboten und Veranstaltungsformaten.

Erfahrungsbericht

Die Stuttgarter Change Labs und ihre Angebote werden von den Studierenden gut angenommen. Die Anzahl der teilnehmenden studentischen Projekte, Initiativen und Hochschulgruppen wächst von Semester zu Semester. Die Ausschreibung und Veranstaltungen sind fester Bestandteil der Semestergestaltung.

Kernprinzipien

  • Die Stuttgarter Change Labs fördern ausschließlich Projekte, die sich mit Themen der Nachhaltigkeit auseinandersetzen und Bezug auf sozial relevante Fragen und Herausforderungen nehmen. Dadurch schaffen alle Projekte einen realen gesellschaftlichen Mehrwert
  • Die Projekte werden stets in Kooperation mit externen Partnerinstitutionen oder Personen aus der (zivil-)gesellschaftliche Praxis realisiert und fördern so die transdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen der Universität und der Stadt Stuttgart sowie Bürger_innenbeteiligungsprozesse
  • Die Ausschreibung und Veranstaltungen der Stuttgarter Change Labs sind für Studierende aller Fachrichtungen zugänglich und als fachübergreifende Schlüsselqualifikationen anrechenbar. Die Angebote der Stuttgarter Change Labs bieten die Möglichkeit für in- terdisziplinären Austausch und Kooperation zwischen den Studierenden.