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Ressourcen / Good Practice

Der Beirat für nachhaltige Entwicklung

Universität Tübingen

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Der Beirat für nachhaltige Entwicklung der Universität Tübingen ist ein Gremium, das das Rektorat in allen Fragen nachhaltiger Entwicklung (NE) berät. Er setzt sich aus aktiven Vertreter_innen aller universitären Gruppen sowie aus außeruniversitären Akteuren zusammen. Der Beirat formuliert Empfehlungen im Sinne einer umfassenden Nachhaltigkeitsstrategie und entwickelt Vorschläge zu deren Umsetzung. Er trägt mit seiner Arbeit dazu bei, NE in Lehre, Forschung und Verwaltung zu stärken und alle universitären NE-Akteure zu vernetzen.

Kontext

Mit der Übergabe der Fördergelder im August 2009 startete an der Universität Tübingen offiziell die Einführung des Umweltschutzmanagementsystems „Eco-Management and Audit Scheme“ (EMAS). Zum Prozess der EMAS-Zertifizierung gehört auch die Implementierung eines Umweltprogrammes bestehend aus Umweltleitlinien und einer Umweltprüfung. Bei der Formulierung der Umweltleitlinien – sie beinhalten umweltbezogene Gesamtziele und Handlungsgrundsätze für die Universität – war die Studierendeninitiative „Greening the University“ maßgeblich beteiligt.

In ihren Umweltleitlinien hat sich die Universität auf das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung verpflichtet, wobei „alle in Forschung, Lehre und Verwaltung wirkenden Mitarbeiter_innen und Studierenden in dem Bemühen der Universität um nachhaltige Entwicklung eingebunden und […] in besonderer Weise durch die Universitätsleitung unterstützt“ werden. Da diese Zielsetzung eine integrative Gesamtstrategie erfordert, beschloss das Rektorat im Februar 2011 die Einrichtung eines Beirats für nachhaltige Entwicklung, der als beratende Kommission tätig sein soll und zur Aufgabe hat, eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie für die Universität Tübingen zu entwickeln und zu ihrer Umsetzung beizutragen. Seither erfüllt der Beirat eine entscheidende Rolle in der inhaltlichen Konturierung sowie der Vernetzung aller Akteursgruppen mit Bezug auf NE an der Universität.

Ziele

Der Beirat für nachhaltige Entwicklung berät das Rektorat in Fragen nachhaltiger Entwicklung. Er formuliert umfassende Empfehlungen für eine universitäre Nachhaltigkeitsstrategie und trägt mit seiner Arbeit dazu bei, dass NE in Lehre, Forschung und Verwaltung der Universität Tübingen gefördert und verankert wird. Der Beirat zeigt Handlungsfelder auf, um Nachhaltigkeit im universitären Alltag zu implementieren und laufende Prozesse in Richtung Nachhaltigkeit weiterzuentwickeln.

Strukturen und Inhalte

Der Beirat setzt sich aus aktiven Vertreter_innen aller universitären Gruppen sowie aus außeruniversitären Akteuren zusammen. Vorsitzende qua Amt ist die Prorektorin für Studierende, Studium und Lehre, die den aktiven Vorsitz delegieren kann. Das Rektorat beruft die Mitglieder auf Vorschlag des bisherigen Beirats; die Studierenden erarbeiten selbstorganisiert in Abstimmung mit der organisierten Studierendenvertretung (AStA) eine eigene Vorschlagsliste. Der Beirat trifft sich in der Regel zweimal pro Semester und fungiert zugleich als Bottom-up Vernetzungs- und Informationsknoten für die Nachhaltigkeits-Akteure an der Universität. Die behandelten Themen umfassen das gesamte Spektrum von Forschung, Lehre und Betrieb (Management). Zwei Schwerpunktbereiche können genannt werden:

Nachhaltiges Handeln im universitären Alltag

Dieser Bereich steht in enger Zusammenarbeit mit der Umweltkoordination der Universität sowie ggf. mit Bezug auf das Studierendenwerk Hohenheim-Tübingen als Körperschaft öffentlichen Rechts. Es geht um die Möglichkeiten und Wege universitäres Handeln so zu optimieren, dass Nachhaltigkeit bestmöglich zum Tragen kommt. Thematisiert werden dabei etwa Dienstreisen und Exkursionen sowie das Mensaangebot, aber auch inneruniversitäre Mobilität und die Miteinbeziehung von Umweltaspekten in die Planung von Neubaumaßnahmen.

Nachhaltigkeit in Forschung und Lehre

In diesem Bereich werden Strategien für eine Verbesserung der Lehre und des Lehrangebots in Hinblick auf eine Bildung für nachhaltige Entwicklung und in möglichst enger Verbindung zur Forschung erarbeitet. So sollen etwa durch den im November 2011 erstmals vergebenen Nachhaltigkeitspreis für Abschlussarbeiten Studierende dazu ermuntert werden, sich in ihren Abschlussarbeiten mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen. Außerdem sollen diese Arbeiten auch als Ideenpool dienen, der Innovationen im Bereich der Nachhaltigkeitsförderung und -forschung generiert.

Ergebnisse

Der Nachhaltigkeitspreis für Abschlussarbeiten

Seit 2011 wird jährlich für jeweils bis zu drei Arbeiten auf Bachelor- und Masterlevel der Nachhaltigkeitspreis vergeben. Dieser Preis schafft wichtige Anreize und macht das Thema nachhaltige Entwicklung an der Schnittstelle zwischen Forschung und Lehre attraktiv. Die Juryarbeit wird von Mitgliedern des Beirats geleistet; organisatorische Unterstützung erfolgt durch den Career Service und das Internationale Zentrum für Ethik in den Wissenschaften (IZEW). Die Dotierung ist 300 bzw. 500 Euro pro Preisträger_in und es gibt eine öffentliche Verleihung.

Sustainability Lecture

Die jährliche Vorlesung einer ausgewiesenen und bekannten Persönlichkeit zusammen mit der Verleihung des Nachhaltigkeitspreises schafft eine auch über die Universität hinausgehende „Marke“ für das Thema NE. Bisherige Redner_innen waren Klaus Töpfer, Ernst-Ulrich von Weizsäcker, Theresia Bauer, Angelika Zahrnt und Thomas Jorberg.

Kompetenzzentrum für Nachhaltige Entwicklung

Aus dem Beirat heraus wurde der Aufbau eines Kompetenzzentrums für Nachhaltige Entwicklung/School of Education angeregt. Dies ist derzeit mit finanzieller Förderung des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg im Aufbau.

Implementierungsstrategie

Von Beginn an war es entscheidend, diejenigen zentralen Personen an der Universität zu identifizieren, die sich für NE engagieren, und diese als Beiratsmitglieder einzubeziehen. Aufgrund der Fluktuation insbesondere bei den Studierenden (aber nicht nur in dieser Gruppe) stellt dies eine kontinuierliche Aufgabe und Herausforderung dar.

Die erwähnten Maßnahmen Nachhaltigkeitspreis und Sustainability Lecture sowie Maßnahmen zu einer nachhaltigeren Mensaversorgung sind wichtige Meilensteine gewesen. Die Förderlinie „Wissenschaft für Nachhaltige Entwicklung“ des Wissenschaftsministeriums ermöglichte es, die Anschubfinanzierung für ein Kompetenzzentrum einzuwerben. Hierdurch ist bereits eine Entlastung des Beirats im Hinblick auf Koordinierungs-, Vernetzungs- und Informationsaustausch erreicht worden. Noch nicht erreicht wurde der Übergang von der Umweltberichterstattung nach EMAS hin zu einer umfassenden Nachhaltigkeitsberichterstattung der Universität, was der Beirat selbst nicht leisten kann, aber wofür er konzeptionelle Vorarbeiten leisten kann und muss.

Erfahrungsbericht

Anlässlich des turnusmäßigen Wechsels der studentischen Mitglieder des Beirats ergeben sich einerseits gute Gelegenheiten, das Thema NE in der Studierendenschaft bei Infoveranstaltungen für mögliche Kandidat_innen breit bekanntzumachen und dafür zu werben. Andererseits verlief die Kooperation mit der verfassten Studierendenschaft nicht immer reibungslos.

Der Tübinger Beirat für Nachhaltige Entwicklung wird gerne in seiner Modellfunktion von Mitgliedern anderer Hochschulen an- und nachfragt. Dies erfolgt allerdings meist informell.

Kernprinzipien

  • Vertretung aller universitären Gruppen im Beirat für nachhaltige Entwicklung (Lehrende, Hochschulleitung, Studierende und Verwaltungsmitarbeiter_innen)
  • Einbezug externer Mitglieder für den Austausch unterschiedlicher Perspektiven
  • Initiierung durch Studierende
  • Plattform für statusgruppenübergreifenden Austausch und zur Initiierung neuer Nachhaltigkeitsprojekte