netzwerk n auf dem Spring Campus 2019 an der FU Berlin
Nachhaltige Mobilität – Ist fliegen wirklich schöner?
In der ersten Aprilwoche fand im Rahmen der “University Alliance for Sustainablility” an der FU Berlin der jährliche Spring Campus statt. Ein bunt gemischtes Programm voller Workshops, Postersessions und Vorträgen wurde durch illustre Sprecher_innen und den über 150 Teilnehmenden aus zwanzig Nationen von über 60 Hochschulen bereichert. Inhaltlich wurde sich, logisch – primär mit nachhaltiger Entwicklung an Hochschulen befasst, wobei die Vorträge der ersten beiden Tage vor allem die Themen Ernährung, Energie und Mobilität aufgriffen.
Eingangs brachte der renommierte Wissenschaftler Johan Rockström die Teilnehmenden auf den neusten Stand in Sachen Klimaforschung und erwähnte ganz nebenbei die seiten den 90-Jahren existierende CO2-Steuer in Schweden, hob die einmalige Entwicklung um Greta Thunberg mehrfach hervor und erinnerte an den größten globalen Verursacher von Treibhausgasen – die Lebensmittelproduktion! Darauf folgten weitere Beiträge zum Thema Energiewende und Mobilität, u.a. mit dem Hinweis auf die Nation mit dem größten Braunkohleanteil im Energiemix, genau, Deutschland (und zwar vor China!). Und wer wird eigentlich die Mobilität der Zukunft bestimmen? Die Wissenschaft erwartet übrigens auch hier eine “plattformization” alà Amazon, Google etc – na dann, gute Fahrt.
Nachhaltige Mobilität an Hochschulen
Das Thema, Mobilität an Hochschulen, wurde schließlich durch Kimberly Nicholas aus Lund, eine der führende Köpfe wenn es um Flugvermeidung geht, eingeleitet. Ihre gehaltvolle Keynote hielt sie per Videkonferenz aus Schweden. In Schweden geht in Sachen Flugvermeidung im Wissenschaftsbetrieb nämlich schon so einiges.
Welche Bedeutung vor allem das Fliegen im Wissenschaftsbetrieb hat, wurde in dem anschließenden Workshop zum Thema “Nachhaltige Mobilität an Hochschulen” deutlich. Denn, laut einer Studie der UBC in Kanada, verantworten die Flugreisen an der Hochschulen 70% (sic!) der CO2 Emissionen des Hochschulbetriebs. Leider wird das Fliegen und Bereisen anderer Kulturkreise zu Forschungszwecken, in der Wissenschaftscommunity nach wie vor als Indikator für Erfolg und Qualität gewertet. Als Antwort hierauf hat z.B., die Uni in Götheburg, studentisch getrieben, einen Climate Fund implementiert, der Flugreisen besteuert und diese Einnahmen an hochschuleigene Projekte, die Emissionseinsparungen adressieren, vergibt. Über den langwierigen Prozess, hin zu “Reduktionszielen für flugbedingte CO2 -Emissionen” an der ETH Zürich referierte die Leitung der hiesigen Mobilitätsplattform, Susann Görlinger. Die UBC in Kanada hat ebenfalls eindrückliches zu Berichten. Sogenannte “End-of-Trip-Facilities” – bewachte Fahrradparkplätze, Duschen und Umkleidemöglichkeiten – sind hierfür jeden Neubau auf dem Campus Standard. Insgesamt scheint hier das Thema Nachhaltigkeit sehr weit oben aufgehangen so z.B. deren umfassendes Mobilitätskonzept am Campus.
Eine derart ganzheitliche Herangehensweise in Punkto Nachhaltiger Mobilität sucht man an deutschen Hochschulen derzeit noch vergebens. Umso erfreuter waren wir über die Ankündigung seitens der FU Berlin in Person von Andreas Wanke, Ende diesen Jahres eine “Sustainable Mobility Strategy” zu veröffentlichen. Denn, das netzwerk n plant derzeit eine Kooperation mit dem VCD, zum Thema Nachhaltige Mobilität an Hochschulen, was wir auch im Rahmen des Workshops vorstellten. Daher kam für uns die Veranstaltung wie gerufen und wir konnten für uns viele spannende Ansätze mitnehmen und Kontakte knüpfen. Aber auch die Veranstaltungsorganisation selbst überzeugte in vielen Punkten. So war das vegane Buffet schmackhaft und ausgewogen, in den Konferenzpausen konnte gegärtnert werden und nach dem Abschiedsdinner in gehobener Lokation wurde den Teilnehmenden left-over Boxen bereitgestellt. Lecker, schön und Vorbildlich!
Viele der Präsentationen finden sich übrigens hier zum nachlesen.
Ein Beitrag von Paul Weisser