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Kontext
Zur Feier des 100-jährigen Gründungsjubiläums fand im Wintersemester 2018/19 das Bauhaus-Semester in Weimar statt. Studierende (Bachelor und Master) erhielten hierbei die Möglichkeit, selbstverantwortlich Lehrveranstaltungen zu organisieren und durchzuführen, deren Belegung einmalig für alle Studierenden aller Fakultäten möglich war.
Mit der Motivation, das Thema Mobilität und Nachhaltigkeit auf dem Campus in Weimar anzusprechen und Angebote neu zu etablieren, gründeten zwei Tutor*innen das Projektmodul bauhaus.mobil. Grundstein für die Projektidee war eine Studienarbeit der beiden Tutor*innen zum Thema Mobilitätsmanagement. Darin haben sie Konzepte ausgearbeitet, wie wir das Mobilitätsmanagement an der Uni nachhaltig verbessern könnten. Als die Möglichkeit aufkam, selbst einen studentischen Kurs anzubieten und die Vorarbeit in die Praxis umzusetzen, nutzten die beiden diese Chance.
Ziele
- Entwickeln und Umsetzen von studentischen Mobilitätsprojekten im Rahmen aktueller Mobilitätsentwicklungen, wie z.B. Förderung des Rad- und Fußverkehrs
- CO2-Einsparpotentiale erkennen und realisieren
- Einsatz für Flächengerechtigkeit
- Verbesserung der Gestaltung eines nachhaltigen Mobilitätsangebots rund um den Campus
- Befähigung der Studierenden, Projekte eigenverantwortlich umzusetzen
- Vermittlung von Kernkompetenzen
- Vernetzung der Studierenden mit verschiedenen Akteur*innen aus Wirtschaft, der Kommune und der Hochschule
- Vermittlung der positiven Wirkung nachhaltiger Mobilitätsaspekte über den Hochschulkontext hinaus
Beitrag nachhaltige Mobilität
Die teilnehmenden Studierenden entwickeln Projektideen, die v.a. aus dem Verbesserungsbedarf des lokalen Mobilitätsgeschehens resultieren. Hierbei erhalten sie die Möglichkeit, neben theoretischen Grundlagen aus der Lehre der Verkehrsplanung auch den Themenkomplex „Nachhaltige Mobilität“ praxisnah zu erfassen. Handlungsschwerpunkte der Projektgruppen liegen auf der Förderung des Fuß-und Radverkehrs, der Verkehrssicherheit, der Flächengerechtigkeit und der effizienteren Nutzung des motorisierten Individualverkehrs. Die bislang elf geplanten und umgesetzten Mobilitätsprojekte adressieren damit unterschiedliche Mobilitätsbedürfnisse und fördern das Verständnis, dass auch viele kleine Projekte einen Beitrag zur Verkehrswende leisten.
Damit setzen wir einen wichtigen Impuls zur nachhaltigen Transformation der Universität an sich. Ein Beispiel ist die vor Kurzem ins Leben gerufene Klima-AG, die sich als Gremium mit einer nachhaltigen und klimaschützenden Entwicklung der Universität befasst. Im Handlungsfeld Mobilität konnte der Kurs eine Art Pionierarbeit leisten.
Aufbau und Inhalt
Die Hauptverantwortung bezüglich der Organisation und Planung des Moduls sowie der Betreuung obliegt den studentischen Tutorinnen. Die betreuende Professur und die Leitung der Bauhaus.Module unterstützt bei Bedarf die Tutorinnen fachlich und organisatorisch. Die Projektgruppe ist für die Umsetzung der Maßnahmen und Akquise von Sponsoren und Unterstützerinnen zuständig. Unsere wichtigsten Unterstützerinnen waren der VCD, die Bauhaus-Universität sowie die Stadt Weimar.
Ergebnisse
- Bislang haben wir zwei Seminare in den Wintersemestern 2018/19 und 2019/2020 durchgeführt. Seit April 2020 kann das bauhaus.mobil-Modul auf elf erfolgreich abgeschlossene Einzelprojekte zurückblicken, die eine Verbesserung des Mobilitätsangebots am Campus in folgenden Bereichen erzielt haben:
- Förderung des Radverkehrs durch Anschaffung und Bewerbung eines Fahrradanhängers und einer Fahrradservicestation
- Veranstaltung eines Fahrradkinos und einer Fahrradauktion für angehende Radfahrer*innen
- Verbessertes Reiseverhalten durch Aufarbeiten der Mobilitäts-Webseite der Uni Weimar sowie Bereitstellen einer Mitfahrer*innen-Station für Carsharing-Nutzer*innen
- Verbesserung der Verkehrssicherheit vor Schulen in Weimar
- Attraktivere Gestaltung des Fußgänger*innenverkehrs im Rahmen von Aktionen
- Durchführung eines Parking Day zur Sensibilisierung der Themen Parkraumnutzung und Flächengerechtigkeit
Das Projektmodul erreicht folgende Ergebnisse bzw. Wirkungen:
- Ideen und Ergebnisse nach außen zu tragen und idealerweise an der Uni zu verstetigen
- Studierende arbeiten interdisziplinär in Projektgruppen zum Thema nachhaltige Mobilität, erproben neue Handlungsansätze und reflektieren ihr eigenes Mobilitätsverhalten
- Herausforderung für die Studierenden, eigene Ideen umzusetzen und hierfür externe Förderer zu gewinnen; deswegen entwickelten und nutzten die Studierenden Kommunikationskonzepte als neue Kernkompetenz, um Unterstützer*innen von ihrem Vorhaben zu überzeugen
- Entstehung von Kooperations- und Fördernetzwerken zwischen den studentischen Projektgruppen, der Universität, ortsansässigen Unternehmen und der Stadt Weimar; diese treiben langfristig den Wandel in der Stadt voran
Verstetigung
Das Projektmodul ist aus dem „Bauhaus-Semester“ heraus entstanden – im Rahmen der Bauhaus.Module wird dies fortgeführt. Die Professur Verkehrssystemplanung sichert eine Verstetigung zu, sodass das Projekt nun jährlich stattfinden kann. Ausschlaggebend hierfür waren die Erfolge der einzelnen Projekte sowie das Lehr- und Lernformat, das in dieser Art noch nicht in der Lehre der Professur integriert war.
Weiterhin können die Studierenden ECTS-Punkte erwerben, jedoch können wir die Anerkennung des Kurses nicht immer gewährleisten. Hierfür sind weitere Rücksprachen mit den zuständigen Fachstudienberater*innen erforderlich.
Studentische Partizipation
Die teilnehmenden Studierenden sind von der Ideenfindung bis zur Umsetzung ihrer Projektarbeit komplett eigenverantwortlich zuständig. Die Betreuung des Moduls erfolgt ebenfalls durch Studierende und soll dazu dienen, die Projekte in der Planungsphase anhand eigener Erfahrungswerte zu unterstützen.
Umsetzung
Einblicke
Die Kursevaluation von 2019 zeigt, dass der Großteil der Kursteilnehmenden positiv vom Kurs überzeugt war. Die Mischung aus Spaß und Lernerfolg im Modul gaben die Teilnehmenden an die Lehrenden als positiven Impuls weiter. Überdies erhielten einige Projekte, wie z.B. der ausleihbare Fahrradanhänger und der Parking Day, viel Aufmerksamkeit in den lokalen Medien. Auch das Feedback seitens der organisatorischen Leitung (Professur Verkehrssystemplanung und Leitung der Bauhaus.Module) fiel durchweg positiv aus, was letztlich auch zur Fortsetzung des Kurses beigetragen hat.
Zukunftsideen
In erster Linie ist es unser Ziel, den Kurs weiter zu etablieren und im Lehrangebot der Professur Verkehrssystemplanung zu verstetigen. Eine weitere Chance zur Vernetzung bietet die jährlich stattfindende Jahresschau der Bauhaus-Universität – die sogenannte summaery. Dort stellen wir die Semesterprojekte aller sich beteiligenden Studierenden aus. Das erhöht die Aufmerksamkeit auf den Kurs, die Projekte und die Thematik. Das lockt für kommende Semester weitere Teilnehmende aus unterschiedlichen Fachbereichen an.
Bisherige Erfolge
- 11 umgesetzte lokale Mobilitätsprojekte
- Berichterstattung in lokalen (v.a. Weimarer Tageszeitungen, Radio Lotte Weimar) und regionalen (MDR Thüringen Journal) Medien